Listen

Immer wieder versuchen Künstler, wie alle anderen Menschen, ihre Tätigkeit durch Systematisierungen zu durchdringen. Eine der ersten Taktiken der Strukturierung war und ist die Liste: Begriffe werden in eine Reihenfolge gebracht und so geordnet. Dabei greift natürlich der Aspekt, unter dem die Dinge gesehen und geordnet werden, extrem in die Art ihrer Wahrnehmung ein. Kann eine solche Struktur helfen, so etwas Flüchtiges wie eine Bewegung oder einen Klang zu bannen, zu begreifen und so zu verstehen? Kann die Struktur eventuell sogar dabei helfen, solche Dinge zu erfinden?

Eine Liste reiht Begriffe aneinander, um sie in Ordnung zu bringen. Zur Tabelle erweitert erlaubt sie in der Zweidimensionalität die Darstellung von Bezügen, sie ist als räumliche, sogar als zeitliche Struktur denkbar, aber immer liegen ihr ein oder mehrere Blickpunkte, Aspekte zugrunde. Als Abbildung kann sie natürlich niemals vollständig sein. Was sie aber durch ihren Zwang zur Systematisierung erreicht ist zweierlei. Erstmal zwingt sie zu neuen Ideen, sie offenbart durch die konsequente Beachtung eines Aspektes Löcher in der Struktur, man sucht nach Entsprechungen. Dieser Aspekt ist natürlich ganz im Sinne unserer fortlaufenden Untersuchungen. Zweitens nun kann sie eine Vermittlung zwischen verschiedenen Kunstformen leisten, und auch das möchten wir an diesem Abend nutzen. Zusammen mit der Tänzerin Marliese Heese wollen wir mehrere Listensysteme bearbeiten. Der Tänzer Rudolf von Laban hat versucht, den modernen Ausdruckstanz zu systematisieren, die Tänzerin und Choreografin Pina Bausch nutzt Begriffssammlungen in ihrer Probenarbeit und der Bildhauer Richard Serra hat eine hochinteressante Liste von Verben geschrieben, die ihn von simplen Materialmanipulationen zu komplexen sozialen Interventionen führt. Wir möchten diese Sammlungen kritisch, das heißt in diesem Falle gegen die Gebrauchsanweisung, lesen. Die tänzerischen Begriffe als musikalische, die bildhauerischen als Bewegungen etc.. So wollen wir die eigenen Muster durch fremde "überlegen" und so zu neuen Ergebnissen gelangen.
"Whatever Cage you´re in, leave it." J. Cage

Chris Weinheimer

Zeit: plötzlich - allmählich

Raum: direkt - indirekt

"dream state"

(leise-laut, leicht-stark, frei-gebunden - Bewusstsein für Raum und Zeit sind weniger ausgeprägt)

to store (anhäufen)

to dissarrange of grouping

Spuren (hinterlassen)

"schlimme Reaktion auf etwas Einfaches"


Karoline Schulz (Flöten)
Chris Weinheimer (Violine, Flöten)
Frank Dresig (Piano)
Marliese Heese (Tanz)

Blaue Fabrik, 17.11.2005