Objekt - Prozess


Improvisation erzeugt Musik, deren Prozesscharakter bis in die Methode hineinreicht. Aber wenn man über etwas reden will, braucht man Begriffe, die einen Sachverhalt beschreiben. Man muss also den Prozess anhalten, um ihn in einzelne Objekte zu zerlegen und diese zu beschreiben. Zerstört man ihn dabei?

Seit einiger Zeit begleitet die Musik das Problem ihrer Beschreibung. Wenn ich Musik notieren oder mich über sie auseinandersetzen will, muss ich Begriffe entwickeln. Diese Begriffe können eine starke Wirkung a uf die Wahrnehmung, aber auch auf die Herstellung von Musik haben. Denn in ihnen wird eine Art zu denken vorgeformt. So haben sich immer wieder Musiker auf die Suche nach neutralen Beschreibungen begeben, nach Beschreibungen, die gehörte oder entworfene Musik in einem möglichst objektiven Erscheinungsbild wiedergeben. Das heißt: sie haben den Prozess Musik in einzelne Objekte, Klänge zerlegt und diese beschrieben.. Die elektronische Musik und die Methoden der Frequenzanalyse sowie die Auflösung von Funktionsharmonik und rhythmischer Metrik haben den physikalischen Gesichtspunkt in den Fokus gerückt: Musik als ein Klangereignis, ein Schallobjekt, ein Geräuschprozess. Die Parameter der Beschreibung sind seitdem nicht mehr Melodie, Rhythmus usw. sondern z.B. Partialtonspektrum, Amplitude oder nach Sekunden notierter zeitlicher Verlauf eines Klanges. Dadurch haben sich parallel zur Musik die Notenschrift und auch das Vokabular der Analyse verändert. Unsere Frage nun ist: wenn improvisierte Musik - und so sieht es für einen Teil aus - diese Entwicklung auch vollzogen hat, bietet dann das Denken in Parametern, das Analysieren eigener Musik nach diesen Kriterien eine Chance, den Stillstand des "sich aneinander abgearbeitet Habens", der so typisch ist für das Schicksal der meisten improvisierenden Ensembles, zu vermeiden? Kann man so unreflektierte Verbindungen wie die von "laut-komplex-hoch" und "leise-einfach-tief" aufbrechen? Gibt es Parameterhierarchien?

Chris Weinheimer

Neue Dresdner Kammermusik, Objekt - Prozess, Chris Weinheimer


  • Parameterstück - Tonhöhe im Fokus
  • Parameterstück - Klangfarbe im Fokus
  • 1 Objekt: keine Entwicklung der Parameter
  • 1 Prozess: fliessende Parameterbewegung
  • mehrere Objekte nacheinander (Pausen)
  • mehrere Objekte zugleich / überschneidend
  • mehrere Objekte überschneidend, Homogenität-Heterogenität als Prozess
  • Beziehung der Stimmen/Objekte zueinander: - Solo + Begleitung